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H1 Metabolismen (von Metabolismus = griechisch Veränderung), 

H2 wie sie in Programmen des (utopischen) Städtebaus auftreten,

H3 in phantastischen künstlichen Inseln oder schraubenförmigen Türmen und ihren Raumzellen, das quasi „Futuristische“ an ihnen, hat eine Künstlerin vor dem Bestehenden entdecken oder über ein Verwandeln durch Betonung des Außergewöhnlichen festhalten können. Ihr auf Reales gerichteter Blick hat das Wahrgenommene zugleich eine Metamorphose erlangen lassen, analog zu den Verwandlungen und Umformungen unserer Lebensräume und der damit verbundenen Umschichtungen. In unser Blickfeld fallen sie vor allem dort, wo sie als Prozesshaftes, als Mutationen hervorrufende Bewegungen temporär einen Zustand des optische Reize auslösenden Fesselnden hervorrufen. Ein mimetischer Aneignungsprozess geht über in einen auf dem Zeichenblatt Autonomie beanspruchenden metaphorischen.

H4 Landschaften verändern ihr Gesicht vor unseren Augen unausgesetzt seit Jahrzehnten, und zwar sowohl die geschlossenen in Stadtbereichen als auch die offenen in ihren Ausuferungen. Zerstörender, als es die Vernichtungsfeldzüge im Zusammenhang mit Kriegen taten, fressen sich Geschwüre auch in Landregionen fest, vernichten, löschen aus, was zuvor Jahrhunderte hindurch ausbalanciert erschienen war oder durch Kultivation in ein „offenes Fließgleichgewicht“ gebracht werden konnte. Empfindsamere, auf das organisch Gewordene und nicht willkürlich Konstruierte (nicht Gefügte oder Eingefügte) achtende Geister reagieren darauf entweder dadurch, dass sie letzte, verbliebene oder von Zerstörung bedrohte, gerade noch erlebbare „Schönheiten“ (meist photographisch) festzuhalten suchen, seltener, indem sie auf das sich Verwandelnde, Neugeschaffene reagieren – es sei denn, rezente Strukturen ließen sich nach Qualitäten befragen, die einen Künstler auch im auf den ersten Blick Abstoßenden oder „Hässlichen“ interessieren können. 

H5 Christine Heuer nahm mit ihrem Aufmerksamwerden auf Einbrüche, Veränderungen, auf Neugestaltetes und Projektionen eines vorwiegend technischen Nutzdenkens, die sich als Megakonstruktionen über das Vorhandene legten, eine Sonderstellung ein.
H6 Betroffen betrachtete sie das Vergehende, fasziniert verfolgte sie gleichzeitig den durch gewaltige Maschinen vorbereiteten Um- Bruch (im Wortsinn), das Herein-Brechen des „Molochs“, der – als ausgedientes Relikt, funktionslos herumstehend – seinerseits im Zustand des Verrottens wieder eine Physiognomie erhält, die einen Künstler zu unsentimental-nüchternen Bestandsaufnahmen anregen kann. (Vielleicht wäre sie jetzt, am Ende der achtziger Jahre, in die verlassene Bauwüste von Nagymaros gefahren, um dort das Phantastische ausgehöhlter und umgewälzter künstlicher Landschaften auf sich wirken zu lassen, sich wie vor einer neuzeitlichen Abart des Babylonischen Turms empfindend). Das bewahrende und das verändernde Element, mitunter parallel zueinander auftretend, prägte auch die Art ihrer Ausdrucksweise, ihres „Stils“. Ihre Art zu zeichnen ist eine (noch) klassische; ihr Blick auf die Dinge ein (relativ) vertrauter. Gleichzeitig zwingt ihr das Beobachten von Umgestaltungen aber auch rein vom Umgang mit ihren zeichnerischen Materialien her eine neue Bildstruktur auf. Der Wirklichkeitsausschnitt als das jeweils so oder so Erscheinende erhält eine Art phänomenologischer Deutung. 

ABSATZ Landschaften verändern ihr Gesicht vor unseren Augen unausgesetzt seit Jahrzehnten, und zwar sowohl die geschlossenen in Stadtbereichen als auch die offenen in ihren Ausuferungen. Zerstörender, als es die Vernichtungsfeldzüge im Zusammenhang mit Kriegen taten, fressen sich Geschwüre auch in Landregionen fest, vernichten, löschen aus, was zuvor Jahrhunderte hindurch ausbalanciert erschienen war oder durch Kultivation in ein „offenes Fließgleichgewicht“ gebracht werden konnte. Empfindsamere, auf das organisch Gewordene und nicht willkürlich Konstruierte (nicht Gefügte oder Eingefügte) achtende Geister reagieren darauf entweder dadurch, dass sie letzte, verbliebene oder von Zerstörung bedrohte, gerade noch erlebbare „Schönheiten“ (meist photographisch) festzuhalten suchen, seltener, indem sie auf das sich Verwandelnde, Neugeschaffene reagieren – es sei denn, rezente Strukturen ließen sich nach Qualitäten befragen, die einen Künstler auch im auf den ersten Blick Abstoßenden oder „Hässlichen“ interessieren können.